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So kommt es mir vor, wenn ich aus einer Metaebene auf die Welt schaue. Meta heißt in meinem Fall, dass ich sowohl mit den menschlichen Augen schaue als auch den Blick der Seele mit einbeziehe. Und was ich da sehe, ist Folgendes:

Irgendwie scheint mir die Welt aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Vielleicht war sie auch noch nie wirklich im Gleichgewicht. Auf jeden Fall erscheint mir gerade Alles ein bisschen schräg, als ob ein Wesen mit einem kurzen und einem langen Bein versucht, vorwärts zu gehen. Das Bild mit den zwei verschieden langen Beinen hat mir meine Seele geschickt. Seele spricht in Bildern deutlicher, als tausend Worte es können. Die Kunst besteht darin, die Bilder wahrzunehmen und dann auch noch zu entschlüsseln.

Das mit dem Gleichgewicht … nach schräg kommt kipp

Mich beschäftigt das mit dem Gleichgewicht in der Welt schon lange. Ich mache es mal am Beispiel des Menschen fest. Meine These lautet “Der Mensch ist aus dem Gleichgewicht“. Das kann ich beobachten, wenn ich mit offenen Augen durch die Welt gehe. Viele Menschen sind derzeit aus dem Gleichgewicht geraten aufgrund von schmerzhaften Veränderungen im Umfeld oder auch auf ganz persönlicher Ebene. Menschen, die sich ohne Vorbereitung mit Themen wie Verlust, Krankheit oder Tod auseinandersetzen müssen. Für viele Menschen sind auch die Veränderungen im Außen bedrohlich. Die Menge an Informationen, die uns überflutet, kann nicht mehr verarbeitet werden und führt zu dem Eindruck, dem eigenen Leben ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Immer geht es dabei um Zustände oder Veränderungen, die nicht wirklich bewusst und  freiwillig gewählt wurden. Das macht uns Menschen einfach sehr zu schaffen. Wir lieben es, schöne Pläne zu schmieden, Lebensentwürfe zu erschaffen, die bunt, leicht und voller Liebe sind. Die es uns ermöglichen, all unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Die uns einen sicheren Platz und Bedeutung und Anerkennung geben.

Warum fällt es uns Menschen oft so  schwer, Dinge zu nehmen, wie sie sind? Warum kämpfen wir gegen Gott und die Welt und die anderen und überhaupt alles, was uns irgendwie nicht in den Kram passt? Ich glaube, wir haben verlernt, mit ganz normalen menschlichen Erfahrungen gut und kraftvoll umzugehen. Uns fehlen einfach die Bewältigungsstrategien für das, was das Leben zu bieten hat bzw. auch von uns fordert. Jetzt bin ich wieder bei dem Bild mit den zwei verschieden langen Beinen. Damit gelingt Fortbewegung nicht wirklich gut. Und ich sehe in diesem Bild, dass der Mensch nicht gleichmäßig gewachsen ist. Vielleicht nicht gleichmäßig erWachsen geworden ist. Während Qualitäten wie Erfolg, Fortschritt, Leistung, Wirtschaftswachstum, Finanzwachstum einen hohen Stellenwert zugesprochen bekommen, befinden sich Qualitäten wie der Umgang mit Gefühlen, Verletzlichkeit, soziales Engagement, Verbundenheit mit der Natur eher im Schattenbereich. Sie scheinen weniger wertvoll zu sein oder einfach nicht erstrebenswert. Ich habe da eine ganz klare Erklärung für mich gefunden. Der Mensch hat ein viel zu langes männliches Bein und ein verkümmertes weibliches Bein. Und das finde ich ausgesprochen gut so. Denn nun, nachdem alles so lange schon so schräg gelaufen ist, kann es vielleicht endlich kippen. Damit die weibliche Seite nachwachsen und reifen kann. Damit ein aufrechtes Gehen wieder möglich wird. Das wird seine Zeit dauern, aber danach kann es anders weitergehen. Ich glaube fest daran, dass wir Gleichgewicht brauchen.

Krank oder Gesund?

Es gibt ein schönes Bild in der Bibel, da heißt es, dass die Menschheit ein Leib mit vielen Gliedern ist. So eine Art Einheitswesen, gebildet aus allen Menschen, die gerade jetzt hier auf der Erde leben. Und ja, wenn ich mal mit diesem großen Menschheitskörper meine Betrachtung fortsetze, dann heißt das, dass wir entweder alle gesund sind oder alle krank. So wie eine Erkältung einen ganzen Menschen erschöpft und krank sein lässt, so erschöpft uns als Menschheit auch die Erkrankung jedes Einzelnen. Am meisten betrübt mich persönlich die immer weiter steigende Anzahl der Menschen mit psychischen Erkrankungen. Ich nenne dieses Phänomen Seelenkrebs. Als ob die Menschheit an Seelenkrebs leidet. Und überhaupt nicht damit umgehen kann. Als ob es noch immer eine persönliche Schwäche ist, seelisch krank zu werden und als ob es noch immer ein Tabu ist, darüber zu sprechen. Dabei kann es aus meiner Perspektive betrachtet gar nicht falsch sein, wenn so viele Menschen zeitgleich an seelischer Erschöpfung bis hin zu schweren seelischen Erkrankungen leiden. Für mich ist das ein rotes Lämpchen am Armaturenbrett der Menschheitsfamilie, es leuchtet und warnt und fordert auf, hinzuschauen, was denn wirklich nicht in Ordnung ist im System.

Willst du Alles fühlen können?

Ich bin ja sehr empathisch. Manche nennen es hochempathisch. Hellfühlig. Hochsensibel. Das klingt spannend, ist aber im Leben eine echte Herausforderung. Ich kann nämlich auf vielen Ebenen gleichzeitig ziemlich viel fühlen. Wenn ich einen Film sehe, erlebe ich alles, was ich sehe, ganz intensiv mit. Wenn ich einen Bericht lese, spüre ich ganz viel in meinem Körper, wärend gleichzeitig Bilder vor meinem inneren Auge erscheinen. Wenn ich in einem Raum mit vielen anderen Menschen bin, spüre ich unausgesprochene Worte, so dass mir manchmal nach einer Weile richtig schlecht ist. Als ob alles, was DA IST, auch in mir ist. Mittlerweile nutze ich diese Gabe, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Dinge oft ganz anders sind als sie scheinen. Und es ist mein Schatz beim Umgang mit Menschen, die sich von mir begleiten lassen. 

Stell dir jetzt bitte mal kurz vor, du bist Teil einer Menschenmenge im Jahr 1743, versammelt auf einem Marktplatz, auf dem unter Johlen und Beifall drei Verbrecher öffentlich gehängt werden. Und jetzt stell dir mal vor, du kannst das FÜHLEN!!!!!!!!! Die Angst, die Schadenfreude, die Lust am Leid der Anderen, die Ohnmacht der Verurteilten. Ich wundere mich tatsächlich, wie ein Mensch beschaffen sein muss, der Freude daran hat, einem anderen beim getötet werden zuzusehen. Mein System kann den Schmerz kaum aushalten. Viele Menschen können die Rohheit unter den Menschen kaum mehr aushalten. Das Töten geht weiter. Nicht mehr auf dem Marktplatz. Heute kann man vom bequemen Sessel aus zuschauen, wie Menschen im Krieg ihr Leben lassen müssen. Oder man lädt sich Filme herunter, die ziemlich detailgenau Dinge zeigen, die so abscheulich sind, dass mir nur bei der Vorstellung alles weh tut. 

Ein kollektives Nervensystem

Was wäre, wenn wir EIN Körper sind und all das wirklich fühlen? Wenn wir ein einziges großes Nervensystem hätten, in dem alle Nerven entweder entspannt oder auch zum Zerreißen gespannt sind? Ich glaube, dass es viele Gründe dafür gibt, dass Menschen (sich) nicht fühlen möchten. Darüber schreibe ich demnächst einen eigenen Blog. Um sich gegen ein Übermaß an Gefühlen zu schützen, gibt es eine Menge Möglichkeiten. Zum Beispiel das Schlucken von Alkohol, Essen und Konsum von Drogen. Ständig beschäftigt sein. Gaming und Social Media-Konsum. Jede Form von Sucht ist letztendlich ein Übertönen von dem, was DA, aber nicht gewollt ist. Ich wundere  mich nicht, warum so viele Menschen psychisch krank sind. Ich kann es sehen. Menschen sind mit ihren Leben, mit dem Tempo der Welt, mit ihren eigenen inneren Prozessen einfach völlig überfordert. Sozusagen dem Funktionieren sollen nicht mehr gewachsen. Und damit irgendwie gefühlt unnütz und unbrauchbar. Für eine Welt, in der Leistung und Produktivität mehr wert sind als der Mensch, der dahintersteckt. Und ja, der Mensch kann und will  diesen Schmerz oft nicht fühlen. Unfassbar viele Schmerzmittel werden täglich von einer unfassbar großen Zahl an Menschen eingenommen, um Schmerzen auf allen Ebenen zu beseitigen. Aus meiner Sicht ist Schmerz kein Feind, sondern ein sehr freundlicher Lehrer. Er sagt und zeigt mir/uns, dass es gerade so nicht weiter geht. Er erinnert mich, dass ich ein anderes Tempo einschlagen darf und dass ich nicht im Gleichgewicht bin. Er lädt mich ein, hinzuschauen, was mir solche Schmerzen verursacht. Ich begreife wirklich nicht, wie eines der ersten Ziele sein kann, Schmerzen weg zu machen. Es funktioniert ja auch gar nicht. Symptome können verschwinden, die Ursache bleibt. Und erzeugt an anderer Stelle ein anderes Symptom. So viele Tabletten kann gar niemand produzieren wie gebraucht werden, um all den seelischen und körperlichen Schmerz zu beseitigen, der in uns Menschen gespeichert ist, übernommen von denen, die vor uns waren und auch aus entstanden aus eigenen leidvollen Erfahrungen.

Die Natur ist intelligent. Sie möchte wirklich, dass wir uns entwickeln. Hin zu bewussten Menschen, die auf sich achten. Die ihre Schmerzgrenze ernst nehmen und etwas an ihrem Leben ändern, um wieder in Einklang von Körper, Geist und Seele zu kommen. Wir lassen uns aber nicht freiwillig auf die Zeichen ein, die uns unser Körper-Seele-Geist-System schickt. Es soll doch immer schön alles so bleiben, wie es ist oder bestenfalls besser werden. Dabei übergehen wir unsere Natur, die Werden und Vergehen bedeutet. Unser Menschsein, das mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet, soll kontrollierbar sein. Wenn wir die Kontrolle verlieren, müssen wir erkennen, dass wir nur kleine Rädchen in einem großen großen Weltgetriebe sind. Das ist schwierig, wenn man keine Verbindung zur eigenen Seele hat. Denn die Seele weiß um die Unendlichkeit, um die Unsterblichkeit, darum, dass nichts und niemand je verloren geht. Sie kann uns in Zeiten wie diesen echten Halt geben. Sinn geben. Hoffnung geben. 

Schräg. Darum ging es ja am Anfang meiner Betrachtungen. Und ja, würden wir auf unsere Seelen hören, hätten wir mehr Potential, das eigene Leben zu meistern. Wir würden uns daran erinnern, dass wir Teil eines Familiensystems sind, dass viele Menschen vor und viele nach uns kommen, dass jede Generation ihre eigenen Herausforderungen hat und dass sich keine Zeit jemals wiederholt, sondern immer neu ist und neue Chancen bietet, etwas, was früher noch nicht gelungen ist, jetzt anders und irgendwie auch besser, vielleicht menschlicher zu machen. Wir würden aufhören, andere zu beschimpfen und uns mehr damit beschäftigen, was wir selbst zu einer lebenswerten Welt beitragen können. Wir würden, wenn wir der Sehnsucht nach Gleichgewicht folgen würden, alles daran setzen, dass wir alle menschlichen Erfahrungen als genau solche annehmen könnten. Wir würden uns selbst sehen können, wie wir mit einem kurzen und  einem langen Bein durch die Gegend stolpern und uns die Zeit nehmen, das verkümmerte Bein nachwachsen und reifen zu lassen. Wir würden unsere kostbare Lebenszeit anders nutzen, wenn wir all das wüssten.

Mehr Menschlichkeit

Das wäre die Verwirklichung eines Traums, den viele Menschen in ihrer Tiefe träumen und der sich durch die Sehnsucht nach einer Heilen Welt ausdrückt.  Wenn wir das Schräge als das erkennen würden, was es ist, nämlich eine Einladung zur Weiterentwicklung genau des Bereiches, der uns letztendlich zu Menschen macht. Unsere Sinnlichkeit. Unsere Empfindsamkeit. Unsere Verletzlichkeit. Unsere Fähigkeit, mitzufühlen, mit uns selbst und mit anderen. Unsere Weichheit. Zartheit. Feinfühligkeit. Sensibilität. Ach, ich kann so gut spüren, wie sich die Welt dadurch verändert. Vor dem tiefen Fühlen aller Gefühle gibt es allerdings eine Aufgabe zu meistern. Das eigene Herz muss sich öffnen. Herzen, die verschlossen sind, weil sie den Schmerz, die Angst, die Ohnmacht, den Missbrauch, der von Menschen an Menschen verübt wird, nicht mehr ertragen konnten. Bevor echte Freude einkehren kann, müssen die inneren Keller aufgeräumt werden. Die eigenen inneren Räume müssen gelüftet und belichtet werden. Platz muss geschaffen werden. Wem das zu anstrengend ist, der bleibt mit seinen gesammelten ungeliebten Emotionen und Gefühlen. Bis der Körper dann NEIN sagt. Wir kommen als Menschen  an bestimmten Erfahrungen einfach nicht vorbei. 

Gleichgewicht ist möglich

Das Gleichgewicht stellt sich von selbst wieder ein, wenn wir JA sagen zu dem, was IST und wieder lernen, allen Erfahrungen ihren Platz im Leben zu geben. Ich glaube daran, dass die Bereitschaft zum  Fühlen von eigenen und auch von Erfahrungen anderer uns mittelfristig dahin bringen wird, dass wir uns und andere weniger verletzen. Ein bisschen lässt die Evolution ja hoffen. Öffentliche Hinrichtungen gibt es keine mehr, zumindest in weiten Teilen der Welt, Tiere werden mittlerweile als beseelte, fühlende Wesen wahrgenommen und anerkannt, Frauen und Kinder werden unter besonderen Schutz gestellt. Männer dürfen ihre veralteten Rollen ablegen und sich neu erfahren.  All das war vor Zeiten noch nicht so. Auch wenn wir, die wir jetzt hier sind, vielleicht nicht mehr alle Veränderungen erleben können, freue ich mich doch sehr über diese mögliche Wandlung zu einer lebenswerten Welt. Ich vertraue darauf, dass die natürliche Intelligenz, die großes Interesse daran hat, sich selbst zu erhalten, auch weiterhin durch und in uns Menschen wirkt. Wenn ich ganz ganz still werde, spüre ich sogar, dass Gott noch immer da ist, vielleicht gerade jetzt ganz besonders nah. Er reicht uns die Hand und lädt uns ein, aufzuwachen für die Größe und Schönheit der Schöpfung, von der wir ein Teil sind. Er will, dass wir ein Leben in Fülle haben, verbunden sind und trotzdem frei, jeder ein Individuum  und gleichzeitig ein Ganzes. Ich mag nicht aufhören, die stille Kraft in all den lauten Ereignissen zu sehen. Ich glaube an das Gute im Menschen. Ich glaube daran, dass es Werte gibt, die für alle Bedeutung haben. Und ich glaube, dass Alles bereits möglich ist für diejenigen, die über den Tellerrand des kleinen Ichs hinausschauen und sich wirklich spürbar als EIN WESEN erfahren. Es ist für mich eine der schönsten Herausforderungen, meine eigene kleine Welt in Ordnung zu bringen. 

Wenn das viele Menschen tun, entsteht eine Welt, in der Leben wieder getragen ist von Liebe, Respekt, Achtung und einem gesunden Miteinander.